Es ist schon ein bisschen Zeit
vergangen, seit ich das letzte Mal etwas geschrieben habe- Ja, ok,
Schande auf mein Haupt- genau genommen drei Monate!!!
Drei Monate in denen ich so dermaßen
beschäftigt war, dass ich einfach keine Zeit gefunden habe.
Wirklich. Und jetzt habe ich keine
Ahnung, wo ich zuerst anfangen soll, denn ich habe in dieser Zeit
mehr gesehen und erlebt als in drei Jahren zu Hause.
Überhaupt besitzen die Worte 'Sale' und 'for free' eine magische Anziehungskraft. Zu Hause in Deutschland hätte ich so etwas nie gebracht, aber hier stürze ich mich auf Probierhäppchen wie ein Geier und einer der schönsten Tage überhaupt war es, als Gratis-Redbull in Byron Bay verteilt wurde.
Jetzt bin ich schon über sieben Monate Down Under und entgegen der Befürchtungen meiner schlimmsten Zweifler habe ich es geschafft zu überleben, trotz Kakerlaken, schlechtem Essen und Bedbugs!
Jetzt bin ich schon über sieben Monate Down Under und entgegen der Befürchtungen meiner schlimmsten Zweifler habe ich es geschafft zu überleben, trotz Kakerlaken, schlechtem Essen und Bedbugs!
Welche Fähigkeiten man dafür braucht?
Essen machen können und Hostels buchen. All die Mythen über
Backpacker, die Indiana-Jones-like aufbrechen um die Wildnis zu
erforschen und mit nichts als einem Seil und einer Sicherheitsnadel
ihr Abendessen erlegen, entsprechen nicht so ganz der Wahrheit. Die
heftigste Situation in der ich mich bis jetzt befunden habe, war eine
Kakerlake zu 'eliminieren'. Es geht mir gut hier unten, mal von den
hundertmillionen Bedbugsstichen (auch hundertmillionen mal schlimmer
als Mückenstiche) und der etwas einseitigen Ernährung mal abgesehen
( man variiert hier beim Kochen zwischen Nudeln mit Tomatensoße und
Nudeln mit Pesto, wir sind hier alle kleine Gourmets..).
Das Leben hier ist einfach im doppelten Sinne. Einmal weil es keine Verpflichtungen gibt, keine Pläne und im Großen und Ganzen auch keine Ziele, die ich erreichen muss. Als Backpacker lebt man von Tag zu Tag, weiß morgens nicht, was Morgen kommt und wo man übermorgen sein wird. Eine Freiheit, die gleichzeitig Fluch und Segen ist.
Und dann noch 'einfach' in dem Sinne,
dass man mindestens mit sieben anderen Leuten in einem Raum pennt
(Privatssphäre adé), eine Woche lang das Gleiche isst und alle
sonstigen touristischen Aktivitäten grundsätzlich meidet, weil
wegen zu teuer, sodass die Auswahl dessen, mit was man sich die Zeit
vertreiben kann, relativ gering ist. Auch wenn man abends weggeht,
geht es nur dahin, wo der Eintritt free ist und es sogar noch ein
Gratisgetränk oben drauf gibt.
Und dann gibt es noch die Dinge, die
jeder Backpacker einfach wissen MUSS:
- Montag & Dienstag gibt es bei 'Domino's Pizzen für $4.95 (Deswegen fiebert man in Australien nicht dem Freitag entgegen, sondern freut sich, wenn ENDLICH wieder Montag ist).
- Frozen Coke Large bei Hungry Jack's für $1
- Soft Eis bei McDonald's nur 30 Cent!!!!!
Wenn es im Hostel dann Gratis Frühstück
gibt, stehen selbst nach der längsten Nacht alle schon um 7:00
morgens auf der Matte nur um sich ihre Scheibe labbrigen Toast mit
Marmelade abzuholen.
Ich hoffe, dass ich diese Verhaltensweisen, was Essen betrifft in Deutschland wieder ablegen kann, aber ich weiß schon, dass ich meine Mahlzeiten zu Hause mehr zu schätzen wissen werde.
So sieht mein Leben hier unten also
aus, es ist nicht so schlimm, wie es sich vielleicht anhören mag,
aber es wäre so viel schöner, wenn ich meinen eigenen magischen
Kühlschrank dabei hätte, der sich auf wundersame Weise immer wieder
selbst auffüllen würde. Mehr brauche ich nicht.
Angefangen hat für mich alles in
Sydney, so wie bei fast jedem anderen Backpacker auch. Für alle die
das Land noch nicht bereist haben, erstmal der Inbegriff von
Australien mit dem berühmten Opera House, Darling Harbour und Bondi
Beach.
Für mich war Sydney der Inbegriff des
puren Chaos. Die Häuser zu hoch, zu viele Menschen, zu viele Autos,
alles zu laut. Ich war zwar körperlich und psychisch ziemlich fertig
und das wusste ich auch, aber ich hätte trotzdem nicht geglaubt,
dass die Stadt zu dem werden könnte was sie heute für mich ist- ein
bisschen Heimat.
Erschwerend zu der ganzen
Situation kam noch hinzu, dass es Weihnachten war!!!!
Und dieses Mal keine
Schneeflocken, die sanft auf meinen Kopf fallen, während ich durch
ein Winterwunderland wandere. Nein, dieses Weihnachten verbrachte ich
am Strand mit Toastbrot, Würstchen, Ketchup und einer
Weihnachtstischdecke, die uns von ein paar freundlichen Australiern
überlassen wurde. Und Regen. Weihnachten im Regen. Aber es war in
Ordnung.
Nachdem ich ein paar Tage in
Sydney verbracht hatte, hatten ich und eine Freundin für das
Wochenende ein Surfcamp zwei Stunden südlich von Sydney gebucht.
Darauf folgte New Year's Eve. Wir hatten im voraus Tickets für den
Luna Park gekauft, der direkt neben der Harbour Bridge liegt und von
wo aus man quasi das berühmte Feuerwerk aus der ersten Reihe ansehen
kann.
Auch wenn es nicht ganz
billig war, hat es sich definitiv gelohnt, denn so brauchten wir
nicht wie das ganze Fußvolk schon um sieben Uhr morgens mit
Sonnenhut und Liegestuhl zu diversen Parks pilgern um einen halbwegs
guten Platz bis Mitternacht zu ergattern.
Es war schon ein ziemlich
besonderer Moment für mich am Wasser zu sitzen und zu wissen, dass
genau dieser Augenblick auf den ich so lange gewartet hatte und der
immer so surreal für mich war- Silvester in Sydney- plötzlich nur
ein paar Minuten entfernt lag. Ich musste zwangsläufig darüber
nachdenken, was ich 2013 alles erlebt hatte und wie es dazu gekommen
war, dass ich nun hier sitzen durfte. Als dann das Feuerwerk
einsetzte gab es für die paar Minuten nur mich, die Nacht und die
bunten Lichter über der Stadt. Als es dann vorbei war, fühlte es
sich tatsächlich, wie ein Neubeginn an, ich hatte zwar noch keine
Ahnung was da tatsächlich auf mich zu kam und es war alles noch
komplett neu, aber ich hatte Bock.
Ja es war ein seeeeehr
emotionaler Moment und immer wenn ich daran zurück denke, weiß ich
noch wie es sich angefühlt hat.
Die nächste Woche verbrachten Sharon und ich mit Sightseeing! Die ganze Stadt wurde erlaufen und wir schafften es tatsächlich sogar einen Tagesausflug in die Blue Mountains zu starten.
Es ist echt bescheuert wie
schnell einem Menschen ans Herz wachsen können und wie sehr man sich
an ihre Anwesenheit gewöhnen kann. Als Sharon dann wieder zu ihrer
Au Pair Familie fuhr, war es echt komisch. Wir hatten zwar nur eine
Woche zusammen verbracht, aber als sie abfuhr, traf mich die
Erkenntnis, dass ich jetzt tatsächlich ganz allein war.
Zwei Dinge standen auf dem
Plan:
- 'Socialisen'
- Job suchen
Ich konzentrierte mich
erstmal auf letzteres. Meinen Lebenslauf ließ ich von meinem
irischen Roommate Dave durchchecken und nach ein 'paar'
Verbesserungen, hielt ich dann alle meine Qualifikationen und
Berufserfahrungen schwarz auf weiß in der Hand. Ob alles der
Wahrheit entsprach war nicht von Bedeutung.
Was jetzt folgte war die
motivierteste Jobsuche aller Zeiten. Ich hatte den Willen und ein
Ziel vor Augen.
Meine Motivation hielt zwei
Tage, dann bekam ich Fieber und lag erstmal flach. Danach folgten
einige Wochen bestehend aus langen Nächten und kurzen Tagen und die
Jobsuche wurde geopfert um dem ersten Punkt auf meinem Plan
nachzukommen.
Ich war überrascht, wie
einfach es tatsächlich war Leute kennen zu lernen und wie offen alle
waren. Ich verbrachte einige schöne Wochen in Sydney, aber gerade
als Backpacker bekommt man knallhart zu spüren, wie kurzlebig alles
ist und dass auch die schönsten Zeiten irgendwann vorbei sind. Wenn
man zum ersten Mal erlebt, wie Menschen, die für einige Wochen deine
Familie waren einfach weiterreisen und du dir nicht sicher sein
kannst, dass du sie irgendwann mal wiedersiehst.
Ich beschloss spontan auch
mal was zu machen und zu sehen. Deshalb ging es auf einen
dreiwöchigen Roadtrip die Ostküste hoch bis nach Brisbane.
Ursprünglich waren 10 Tage im Van eingeplant, Marlen und ich hielten
ganze fünf Tage durch, dann sahen wir uns leider gezwungen mit den
zwei französischen Perverslingen, die unsere Travelmates darstellten
nicht mehr weiterzureisen.
Marlen und ich hatten uns
übrigens auch erst in Sydney kennengelernt und kannten uns ganze
drei Tage bevor wir losreisten. Sie hatte eine Anzeige einer
Französin auf 'Gumtree' entdeckt, die für die ganze Tour einen
Campervan mieten wollte und dafür Travelmates suchte. Die Französin
stellte sich dann als Franzose heraus.
Nationalpark Yamba |
Port Maquarie |
Bisschen windig |
Wer denkt, dass das Leben im Hostel sei wenig komfortabel, der war noch nie mit fünf Menschen in einem Van unterwegs. Ich erwähne jetzt besser nicht, wie oft ich auf dem Weg nach oben tatsächlich 'ne Dusche gesehen habe...
Jedenfalls stiegen Marlen
und ich in Byron Bay aus und suchten uns ein Hostel mieteten uns für
drei Nächte in ein Hostel ein zelebrierten den Australia Day 'in the
Australian Way', lagen am Strand rum, duschten und nahmen am
Speeddating im 'Cheeky Monkey's', der örtlichen Bar.
Wir beschlossen nach
Surfer's Paradise weiterzufahren, nur um dort festzustellen, dass
unsere Hostelbuchung auf mysteriöse Weise gecancelt wurde und dass
es uns nicht gefiel. Da waren wir also um 23 Uhr Abends ohne Bett und
ohne Bock, aber zum Glück war es Montag, Pizzatag bei 'Domino's und
Pizzen für $5 können einen Menschen tatsächlich glücklich machen.
Ein Hostel fanden wir auch
noch und einen Lift, der uns am nächsten Tag wieder nach Byron Bay
bringen sollte. So lernten wir Mango-Brad kennen.
Surfer's Paradise im Regen |
Mango-Brad war irgendwas zwischen 40 und 70, fuhr ein uraltes Auto und redete gerne.
In Anbetracht der Tatsache,
dass wir die Nacht vorher höchstens drei Stunden geschlafen hatten,
war dieser Umstand eher negativ und ich saß auch noch vorne. Ich war
totmüde und es kostete mich meine gesamte Konzentration an den
richtigen Stellen 'Aha' und 'Interesting' von mir zu geben.
Brad graste alle
Themengebiete ab, zwischendurch lauschten wir auch mal den Klängen
indischer Tantramusik und aßen Mangos. Für einen Backpacker für
den schon ein Apfel normalerweise ganz geil wäre, ist eine Mango
ganz für sich allein zu haben ist wie Weihnachten.
So kam unsere
Mitfahrgelegenheit dazu uns in den auserlesenen Kreis derer mit
einzuführen, die wissen wie Mangos richtig gegessen werden müssen.
Nämlich am Fluss. Und nackt. Dann zog er sich sein
Hanfbaumwolleshirt aus.
Zeit über unsere Pläne zu
sprechen. Um etwas gegen unsere Geldknappheit zu tun, schlug er uns
vor doch einfach Massagen anzubieten und zwar mit Happy End.
In Deutschland wäre ein Typ
wie Mango-Brad schon lange als Perversling abgestempelt worden, aber
er war im Prinzip ganz nett, aber besaß einfach eine
Hippie-Mentalität, an die man sich erstmal gewöhnen musste.
In Byron Bay schenkte er uns
zum Abschied noch seine restlichen Mangos und wir versprachen uns zu
melden sobald wir mal wieder einen Lift brauchten (Harhar).
Nach einem kurzen Ausflug
ins Lloret de Mar Australiens hatte uns Byron also wieder und es war
wunderbar. Wir saßen am Strand aßen kalte Kartoffeln mit Butter,
hatten keine Ahnung, wo wir jetzt bleiben sollten, aber wir waren
glücklich!
Es hatte alles wie am
Schnürchen geklappt und es sollte noch besser kommen, wir konnten
tatsächlich bei unseren Speeddating-Freunden gratis übernachten und
bezogen unser neues Quartier das 'James'-House', dass so benannt
wurde, da beide-Überraschung- James hießen.
Es war der typische
Männerhaushalt, weiter gehe ich darauf jetzt besser nicht ein. Und
die beiden hatten nicht gelogen, als sie sagten, es gäbe massig
Platz. Insgesamt gab es Betten für zehn Menschen plus Sessel und
Couches. Während unserer Zeit dort, war das Haus denn auch
regelmäßig voll, weil Freunde der beiden auch dort übernachteten.
Sport am Strand (Byron) |
Insgesamt lebten wir sechs Tage dort und es war eine willkommene Abwechslung vom Hostelleben. Eigentlich hingen wir den ganzen Tag nur rum, kochten, aßen und guckten Filme auf dem größten Flachbildschirm aller Zeit. Ach ja und kultureller Austausch fand auch noch statt. Nach dieser Woche konnten die beiden fast perfekt den Vater-Abraham-Song singen und waren Flunkyball-Profis. Marlen und ich sind nicht um sonst da gewesen.
Als nächstes Ziel stand
Brisbane auf dem Plan. Unsere Glücksträhne hielt an und wir bekamen
einen Lift nach Brisbane.
Diesmal nicht bei einem
australischen Althippie sondern mit zwei deutschen Typen und einem
Mädchen und diese Fahrt war eindeutig entspannter.
Brisbane an sich kannte ich
ja schon, also war es Sightseeing-mäßig eher weniger spannend für
mich, ich blieb eine knappe Woche bevor ich wieder nach Sydney zurück
flog.
Marlen war sich noch nicht
ganz so sicher gewesen, was ihr nächstes Reiseziel betraf, umso mehr
freute ich mich, dass sie sich auch entschied erstmal wieder für ein
paar Tage nach Sydney zu kommen. Da ich flog und sie mit dem Bus
fuhr, war ich ca einen Tag früher in Sydney, alles lief glatt, mal
abgesehen von ein bisschen Umpackungsstress beim Check-In damit ich
doch noch unter die 23 kg Grenze kam.
Ich kann dieses Gefühl gar
nicht genau beschreiben als ich aus der St. James Station kam und
mitten in der Stadt war. Es war wie nach Hause zu kommen.
Natürlich wusste ich, dass
es anders werden würde und deswegen war ich auch überrascht, wie
viele Leute noch da waren, die ich kannte.
Marlen blieb noch eine Woche
mit mir zusammen in Sydney, bevor sie nach Griffith weiterzog um dort
zu arbeiten, während ich mich entschied in Sydney zu bleiben.
Ich hätte leicht mit ihr
mitgehen können, aber ich hatte meine Gründe zu bleiben.
Wenn man einen Monat lang
mit einer Person 24 Stunden am Tag zusammen ist, dann bleibt einem
nichts anderes übrig als ein Team zu werden. Und wir waren echt ein
gutes Team, aber deshalb war es umso schwieriger für mich wieder
alleine zu sein. Ich fragte mich hundertmal am Tag, ob es die
richtige Entscheidung gewesen war in Sydney zu bleiben, denn es fing
wieder an zu stagnieren. Wenigstens bekam ich einen Job im Café
meines Hostels und musste deswegen nichts für die Unterkunft
bezahlen. Selbst wenn ich jetzt noch kein Geld verdiente so sparte
ich mir zumindest das Hostel, was neben dem Essen der größte
Geldfresser ist.
Zuhause gibt man sein Geld
für Dinge aus, die Spaß bringen, wie Kino, ausgehen, Shopping
etc... Hier gebe ich Geld aus für Dinge, die bis jetzt
selbstverständlich für mich waren nämlich ein Bett zum Schlafen
und drei Mahlzeiten am Tag.
Und ein Bett hatte ich jetzt
schon mal, eine Bedbugsverseuchte, gammelige Matratze in einem 8 Bed
Zimmer voller Engländer und Iren.
Ich habe mich noch nicht
entschieden,wer bei meinem persönlichen Ranking der schlimmsten
Roommates ganz oben steht, aber Engländer sind auf jeden Fall ganz
vorne.
Ich glaube, ich muss an
dieser Stelle klar stellen, dass Briten im Grunde nette, offene und
witzige Gestalten sind, aber die kulturellen Differenzen sind echt zu
groß.
Es fängt um 8:00 morgens
an, wenn der Durchschnittspackpacker noch den Schlaf der Gerechten
schläft. Nicht so die Briten, da wird stramm um 7:00 Uhr
aufgestanden um 7:30 Uhr wird die Musik aufgedreht und spätestens um
8:00 Uhr waren dann sämtliche Engländer, Schotten und Iren aus dem
Hostel in meinem Zimmer versammelt und sich lautstark unterhalten.
Spätestens um 10:00 Uhr wurden dann die ersten Bierflaschen geöffnet
und ich verzog mich duschen und hielt mich den restlichen Tag über
so selten wie möglich im Zimmer auf. So gegen 17:00 Uhr halten alle
dann ein zweistündiges Nickerchen gerade da, wo sie sich gerade
befinden (Kann auch auf dem Boden sein oder in meinem Bett...), bevor
dann alle gemeinsam in den Irish Pub um die Ecke verschwinden.
Aber es waren ja nicht nur
Engländer in dem Hostel, sondern auch jede Menge Deutsche!
Und eine Zimmerparty in Raum
208 und ein nächtliches Nudelnessen später hatte sich ein Grüppchen
von 10-12 Personen gefunden und zum ersten Mal seit ich in Australien
bin, war ich nur unter Deutschen und es war geil!
Sea Life Sydney |
Fisch |
Unter den Deutschen in Down Under gibt es zwei Sorten von Backpackern. Entweder es sind die langweiligsten Menschen, die dir je begegnet sind, die ihren Aufenthalt von oben bis unten durchgeplant haben und auch sonst top organisiert oder es sind die, die einfach in den Tag hinein leben und seeehr entspannt drauf sind. Letztere sind natürlich die besseren.
Da wir alle meistens nichts zu tun hatten, aber auch kein Geld für irgendwas, verbrachten wir die nächsten Wochen damit, entweder an den Strand zu gehen oder vor dem Hostel rumzugammeln.
Nochmal so viel zu dem Thema
Backpacker sind wahre Abenteurer.
Es mag sich zwar langweilig
anhören, aber es war okay auch mal einfach nur entspannt nichts zu
tun.
Doch leider muss mir ja immer irgendwas passieren, wenn ich denke ja läuft ganz gut, denn so ganz stressfrei wäre auch langweilig.
Die nächste Phase meines Backpackerdaseins bekommt den aussagekräftigen Titel 'Wie ich von einem Iren bedroht wurde und fast aus meinem Hostel geschmissen wurde'.
Bevor ich schreibe, wie es
dazu kam, ist es, glaube ich, wichtig zu wissen, dass man die Leute
hier teilweise besser kennen lernt als einem lieb ist und dass man
des öfteren auch mal richtig abgewrackte Gestalten um sich hat,
denen man zuhause immer schön aus dem Weg gegangen ist.
Ich hatte so ein paar
Exemplare auf meinem Zimmer von der Sorte 'Nüchtern zu schüchtern,
besoffen zu offen'. So auch die Iren auf meinem Zimmer. Als ich an
diesem Abend den Raum betrat lag der eine komatös auf dem Boden und
hatte sich-sagen wir- etwas 'eingenässt'. Der andere war noch 'wach'
und grölte lauthals irgendwelche irischen Volkslieder mit.
Ok, dachte ich mir, der
zieht schon irgendwann ab, aber Pustekuchen. Das Würstchen hatte
anscheinend beschlossen heute mal im Hostel zu bleiben und mit einer
Box von Zimmer zu Zimmer zu ziehen und so viele Menschen wie möglich
davon abzuhalten zu schlafen. Immer wenn er rausging, machte ich das
Licht aus und immer wenn er wieder kam, machte er das Licht wieder
an. Das beschissenste an der Situation war, dass ich mich noch nicht
mal an der Rezeption beschweren konnte, weil noch drei Freunde in
meinem Zimmer übernachteten, die kein Zimmer mehr bekommen hatten.
Immer wenn ich ihn vorsichtig fragte, ob er eventuell die Lautstärke
ein kleines bisschen runterdrehen konnte, glotzte er mich nur an und
sagte, dass ich rein gar nichts machen könnte, da er mich sonst
sofort verpetzen würde. Dieser Typ war angeblich 27 Jahre alt..
Coogee Beach |
Ich habe mich eigentlich immer für eine Pazifistin gehalten, aber in dieser längsten aller langen Nächte hatte ich genügend Zeit für einige Gewaltfantasien.
Aber irgendwann ist auch
wieder der nächste Morgen ( der andere Typ lag übrigens die gesamte
Zeit auf dem Boden und bewegte sich nicht) und natürlich hatten sich
mehrere Personen beschwert und die Typen wurden aus dem Hostel
geschmissen, nicht ohne sich vorher nochmal in eine Prügelei
verwickeln lassen. Mein persönlicher Höhepunkt der ganzen Affaire
war dann, als der Typ dann auf einmal wie ein Geistesgestörter auf
mich zu kam und meinte mir drohen zu müssen, weil ich ja der Grund
war, weshalb er geflogen war und er brachte es tatsächlich fertig,
der Managerin zu erzählen, dass ich drei Personen hatte in meinem
Zimmer übernachten lassen. Der einzige Grund, warum ich nicht aus
dem Hostel geflogen bin, war, weil ich im Café gearbeitet habe. Das
waren die besten 24 Stunden meines Lebens, ich kam mir vor wie ein
Schwerverbrecher. Danach hatte ich erstmal genug von Iren.
Man kann echt sagen, dass
ich hier unten schon einiges erlebt habe. Es gab so viele tolle
Momente, Orte und Menschen und ich bin glücklich, sagen zu können,
dass ich mich getraut habe, das alles auf mich zukommen zu lassen.
Mittlerweile bin ich seit drei Monaten auf reisen und es ist so viel
passiert, dass ich gar nicht alles aufschreiben kann, aber ich muss
auch sagen, dass ich gar nicht alles aufschreiben WILL, denn man kann
es nur richtig nachempfinden, wenn man es selbst erlebt hat :).
1. Tag in Melbourne |
Mittlerweile bin ich auch nicht mehr in Sydney, sondern befinde mich auf Reisen. Aktueller Halt ist Noosa und davor waren Saskia und ich in Melbourne, Byron Bay und Surfers Paradise.
1. sonniger Tag in Melbourne |
es lohnt sich definitiv Byron nochmal zu besuchen. Es ist echt ein besonderer Fleck und wir verbrachten zehn Tage dort, was ein bisschen ans Portemonnaie ging, da wir teilweise $40 pro Nacht für das Hostel bezahlten.
Von Byron aus buchten wir auch unsere ganzen Touren für Queensland, Fraser Island, Whitsundays und Tauchen am Great Barrier Reef. Danach war mein Kapital wieder dezimiert, aber das ist es hoffentlich wert.
Street Art |
In Surfers Paradise war ich auch schon für eine Nacht und ich hatte eigentlich keine großen Erwartungen. Es ist einfach eine Touristenstadt, gemacht zum Geld ausgeben, aber dafür war es ganz schön. In unserem Hostel konnten wir zwar nachts mit den Kakerlaken kuscheln und wachten morgens auf um den nackten Popo unserer Roommates zu bestaunen, aber dafür war es wesentlich günstiger in Byron.
Byron Bay Lookout |
Und jetzt befinde ich mich im idyllischen Noosa, das eigentlich ganz schön sein könnte, wenn es nicht gerade regnen würde. Und von hier geht es weiter hoch in den Norden bis nach Cairns, wo gerade ein Zyklon wütet der Angst und Schrecken verbreitet, vorallem im Kopf meiner Mutter. Die extra noch Saskia auf dem Handy angerufen hat um uns zu warnen (hat sie schon beim Haiangriff und diversen Buschfeuern gebracht). Also Mama, bei uns ist alles tippitoppi!
Hostel in Byron Bay |
In fünf Tagen geht’s
weiter nach Rainbow BeachKopf von dort starten wir die Fraser Island
Tour, das erste Highlight auf unserer Tour.
In ca 30 Tagen sind wir dann
mit allem durch und verbringen zwei Wochen in Cairns, bevor Saskia
wieder nach Hause fliegt und ich mich entscheiden muss, wie es dann
weiter geht.
Wie ich mich kenne werde ich
mich aus allen Destinationen wieder für Sydney entscheiden, fragt
bitte nicht warum. Aber es kann auch alles ganz anders kommen und ich
überrasche mich mal selber, wer weiß.. ich habe ja noch etwas Zeit.
Ich werde jetzt mal
versuchen meinen Blog ein bisschen besser zu pflegen, aber das
erfordert ganz schön viel Disziplin, die man als Backpacker
irgendwie nicht so hat. Ich gebe mein bestes.
Anna