Samstag, 16. August 2014

Ein letztes Mal...


Sydney, Sydney, Sydney. Solange ich in Australien war, gab es für mich nur die eine (Stadt).
Im Prinzip war es total egal, wie schön es woanders war, was für eine gute Zeit ich dort hatte. Meine Kompassnadel zeigte nur in eine Richtung- und Sydney war mein Norden. 
Besonders Marlen, mit der ich eine Zeit gereist und mit der ich in Cairns Wiedervereinigung gefeiert hatte, bekam das zu spüren. 'Schon wieder verlässt du mich für Sydney', meinte sie, als ich erzählte, wann mein Flug ging. 
Ich konnte nicht anders. Ich wollte meine letzten Monate in Australien nirgendwo anders verbringen, als in der Stadt in der ich sowieso schon viel zu lange war, aber mit der ich so viele Erinnerungen verband. 

Aber auf eines hatte ich keine Lust mehr: Hostelleben. 
Zwei alte Schulfreunde, die nach mir nach Australien gekommen waren, wohnten gerade in einer WG, in der der praktischerweise ein Bett frei wurde. 

Die Wohnung entpuppte sich als großes Hostelzimmer mit Küche, Bad und Wohnzimmer. Der Backofen war kaputt, der Trockner trocknete nur mit mäßigem Erfolg und es hatte niemand Bock das mit drei Jahre altem Schimmel überzogene Besteck aus dem Geschirrspüler zu holen, deswegen wurde der auch für kaputt erklärt. 
Ausgelegt war das Appartement für zwei Personen, tatsächlich standen aber zehn Betten drin und im Endeffekt waren wir zwischenzeitlich 14 Menschen, die dort nächtigten. Zusätzlich war die Wohnung auch noch Asyl für sämtliche Kakerlaken der Stadt, aber man arrangierte sich mit einander, solange es keinen direkten Körperkontakt gab. 
Dementsprechend sah es dann auch ordnungsmäßig aus. Unsere Vermieter, oder auch 'Manager', wie sie ihre Position gerne aufblähten (eigentlich Handlager ihrer Mafia-Bosse) kümmerte das alles herzlich wenig, denn so wie in unserer Wohnung ging es im ganzen Haus zu. 

Es war nicht alles koscher in der Regent Street 32-34.
Das 'Management', welches seinen Hauptsitz im 'Banana Supermarket' nebenan hatte, zählte nicht gerade die hellsten Sterne am Nachthimmel zu seinen Mitarbeitern. Tatsächlich hätten die Gestalten, die dort arbeiteten besser in ein illegales Wettbüro in irgendeinen Hinterhof oder ins Rotlichtmilieu gepasst. 
Der 'Banana Supermarket' an sich machte auch eher den Eindruck, als wäre er zur Geldwäsche da, denn dass tatsächlich jemals etwas dort  verkauft wurde, wage ich zu bezweifeln.
Das alles ein bisschen dubios war, dachte sich wohl auch die Stadtverwaltung und schickte eines Tages eine Inspektion vorbei. Aber die Multi-Kulti-Management-Mafia-Bande waren anscheinend echte Schmiergeldfüchse, die kurzerhand alle Betten abmontierten und das Zeug von zehn Menschen in den Schränken versteckten. Danach wurden die Betten von den besten Handwerkern der Stadt wieder zusammengebaut, die feststellten, dass es gar nicht nötig war, diese zusammenzuschrauben- Klebeband reicht vollkommen!

Während meiner letzten zwei Monate, die ich dort hauste habe ich zwei komplett unterschiedliche WG-Generationen kennen gelernt. Nennen wir Generation 1 die 'Party-WG'. Es war immer dreckig, immer überfüllt und immer laut. Niemand (die Männerfraktion) fühlte sich dafür verantwortlich seinen Scheiß zu Spülen und das jemand mal den Wischmopp in die Hand genommen hätte-Gott bewahre! Es war trotzdem ziemlich lustig mit WG-Generation Uno. Der große Animateur, der sich liebevoll darum kümmerte, dass wir auch ja jeden Abend weggingen und genügend Alkohol tranken, war Valentin, den ich noch aus der Schule kannte. Jeden Morgen um Punkt 14:30 stand er mit den Worten auf: So Leute und was geht heute Abend. Gnadenlos. Unbarmherzig. Ohne Rücksicht auf die arbeitende Welt, wie mich und trotzdem schaffte er es jedes Mal mich irgendwie mich zu bequatschen, was zur Folge hatte, dass ich in der nächsten Zeit mit Mondkratern statt Augenringen durch die Gegend schlafwandelte. Lara (auch aus der Schule) zeichnete sich besonders durch durch ihre Fähigkeiten hinterm Herd aus. Falls ich jemals noch einmal 2-Minute-Noodles essen möchte, werde ich ich zu ihr kommen, die sich völlig auf die Zubereitung dieser kulinarischen Köstlichkeit spezialisiert hat. Denn es macht sehr wohl einen Unterschied, ob die Gewürzmischung vorher oder nachher beigefügt wird. 


Erste WG 



Es geht nichts über deutschen Döner

Nach zehn Tagen war es dann schon wieder vorbei mit der Dhünn-Reunion, denn die beiden, wollten weiter ziehen, wie so ziemlich der Großteil meiner Mitbewohner und es wurde schlagartig leer. Übrig blieben außer mir noch zwei andere Deutsche und unserer Quotenasiate, der ein ganz Netter war. Wir waren tatsächlich nur Deutsche gewesen, bis auf Teddy den kleinen Exoten. 
Da wir nicht wollten, dass uns die Idioten vom Management irgendwelche anderen Idioten in die Wohnung steckten, wollten wir uns selbst darum kümmern, welche Geistesgestörten wir in unser Heim aufnehmen wollten. Der Schlachtplan war sehr einfach. Phase 1: Anzeige in der Work&Travel Gruppe bei Facebook posten; Phase 2: Wohnung sauberkeitstechnisch so stark zu verbessern, dass sie nach kambodschanischem Hygienestandard bewohnbar wäre. 
Unsere Ziele waren ehrgeizig, aber wir waren es auch. Na gut, ich war die Motivierteste. Timon, mein einer Mitbewohner, war fein raus, weil er mehr oder weniger den ganzen Tag arbeiten musste. Der Asiate auch irgendwie, der Arme war schon genug gestraft, allein unter Deutschen. Milan, der einzige der neben mir, jetzt noch zum Putzen infrage kam, erklärte bereitwillig, er könne den Badezimmerboden nass wischen. Super, dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch, diese Motivation, wirklich vorbildlich. Ich fing an die Küche von Grund auf zu reinigen. 
An dieser Stelle könnte ich ein fünfseitiges Essay über die männliche Einstellung zum Thema 'Putzen' und 'Saubermachen' sowie das Verständnis von 'Arbeitsteilung im Haushalt'. Sollte ich jemals heiraten wollen, werde ich ein Casting veranstalten und derjenige, der am besten Staubsaugen kann, hat den Job.
Das Ende vom Lied war, dass er nach zehn Minuten 'Extrem-Wisching' fertig war mit putzen-für immer- und sich auf die Couch setzte. Zwei Stunden später, ich kratzte weiterhin Kakerlakenkacke von den Schränken, kam Timon zurück nach Hause und setzte sich neben Milan. 
Eine weitere Stunde später hatte sich an der ganzen Konstellation nichts geändert. Alles war genauso, wie es sich gehörte- vor 100 Jahren. Das Weib tut alles um dem Manne ein ordentliches Zuhause zu bieten. Weil ich absolut keinen Nerv für Diskussionen hatte ("Warum? ICH habe schon das Bad gewischt", "Ich muss mich erstmal von meinem anstrengenden Arbeitstag erholen, du warst ja den ganzen Tag zu Hause."), konzentrierte ich mich darauf, wenigstens alles halbwegs sauber zu kriegen, damit überhaupt jemand bei uns wohnen wollte. 

Bald bekam ich tatsächlich weibliche Unterstützung in Form von Louiza und Julia, die es schafften den Großteil der Kakerlaken zu eliminieren. 
Alles mit vier Beinen zog sich langsam zurück und unsere schnuckeligen, gefühlten fünf Quadratmeter füllten sich wieder langsam mit Menschen. Einer dieser Menschen war Luke, der, wie Louiza zu sagen pflegte, der einzige richtige Mann im Haus war. Luke besaß besondere Eigenschaften, die sehr selten geworden sind, in einer Generation, in der die meisten Kerle mit 30 noch bei Mutti wohnen. Und zwar das sehende Auge, für Dinge die getan werden müssen. Er kam, sah und reparierte. Unsere Fernbedienung beispielsweise, seit ich eingezogen war (und bestimmt auch schon Jahre lang davor) fehlte der Deckel eben jenes Geräts, sodass regelmäßig die Batterien herausfielen und durch die Wohnung kullerten. Luke vollbrachte das, was Generationen von Männern vor ihm nicht geschafft hatten: Den Teufelskreis mithilfe von Klebeband und etwas Pappe zu durchbrechen und das Leben für alle in der  WG einfacher zu machen. 
Ich mag mich überzogen anhören, aber wenn man Monatelang (auch in Hostels) mit Kerlen auf engstem Raum zusammen gelebt hat und geglaubt hat, alle Bandbreiten des post-pubertären Verhaltens der männlichen Gattung zu kennen, ist es wie ein Wunder, wenn man doch noch so positiv überrascht werden kann. Er selbst erklärte uns, dass er aufgrund seiner handwerklichen Fähigkeiten in seinem Freundeskreis auch unter dem Pseudonym 'der Bauer' bekannt war. Wir nannten ihn nie wieder anders. 



WG Generation 2



Die Wochen zogen ins Land und es kam der denkwürdige Tag, der Louiza und mich zu Adoptiveltern machen sollte. Die Sterne wollten es, dass wir ihn jenes Nachmittages vor der Kunden Toilette des Einkauscenters fanden. Juan, 150 cm pures Sexappeal, Pappaufsteller. 
Wir stellten ihn erst neben die Toilette, weil wir dachten, es könne ihm dort gefallen, aber irgendwie wirkte er so einsam und verloren, dass wir beschlossen ihn mit in die Wohnung zu nehmen. 
Dort angekommen rasteten alle beim Anblick Juans schier aus und jeder unserer Mitbewohner gab zu, schon immer heimlich davon geträumt zu haben, einen Pappaufsteller namens Juan zu besitzen. Besonders Levi verstand sich sehr gut mit ihm. Die beiden wurden die besten Freunde. Alles war perfekt bis zu jenem Abend, der so ein tragisches Ende nahm. Als Levi nach einer durchgefeierten Nacht zurück kam und Juan schlafend in seinem Bett vorfand, wurde er sehr böse. Er nahm den armen Juan und riss ihn mit bloßen Händen in Stücke und schmiss diese in den Müllschlucker, nur den Kopf behielt er als Trophäe 
Am nächsten Morgen entschuldigte er sich zwar ausführlich für die, wie er sie bezeichnete, "Ermordung Juans", aber das brachte uns ebendiesen auch nicht wieder zurück und wir mussten nun lernen ohne ihn zu Leben. 

Abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall lief alles reibungslos, mal abgesehen von kleineren Spannungen, wenn sich jemand nicht an den Putzplan hielt oder seine benutztes Geschirr nicht zeitnah spülte. 
Was mich bis heute immer noch wundert, ist die Tatsache, wie unproblematisch es trotz permanenter WG-Überfüllung mit der Badbenutzung war. Denn ja, ES GAB NUR EIN BADEZIMMER. Natürlich wurde jeder mal aus der Dusche geschmissen, weil sich jemand fast in die Hosen machte und vor der Tür randalierte und klar, passierte es mal, dass man dann für die nächste halbe Stunde nicht wieder rein durfte, weil derjenige beschlossen hatte, dass das Klo der schönste Ort zum skypen ist, aber es blieb alles im Rahmen. 
Kritisch wurde es nur, wenn nach den Geschäftsreisen einiger Herren der Schöpfung das Bad erst einmal für die nächsten 45 Minuten Sperrgebiet war, wenn man nicht durch diverse Giftgase niedergestreckt werden wollte.



Das beste Eis der Welt 
Louiza, ich und Lena 
Ein letztes Mal Blue Mountains 

Public Viewing Aussie Style 





Sydney 

Neben meinem neuen festen Wohnsitz kam auch noch ein Job. Ich war wieder im Alltag angekommen...
Und mein neuer Arbeitsplatz war... (Trommelwirbel) ...die 'Lüneberger', ich war nun mitverantwortlich dafür, dass meine kochfaulen Mitbewohner nicht verhungerten.
Der 'Big Boss' von dem ganzen Laden war ein deutscher mit türkischem Migrationshintergrund, der nach Australien emigriert war ( also ein australischer Deutsch-Türke oder so ähnlich), die Angestellten alle Deutsch, bis auf den Bäcker- der war Schwede und überdurchschnittlich viele der Kunden asiatischer Herkunft.
Nach über sechs Wochen in diesem Brötchenladen kann ich nun behaupten die ganze Bandbreite menschlicher Individuen zu kennen.
Da gibt es die, die einen mit großen Augen anschauen und erwarten, dass man magischerweise errät, was sie gerne hätten (es tut mir wirklich leid, aber für $13 die Stunde ist Gedankenlesen leider nicht drin). Ab und zu bekommt man dann auch mal eine Mengenangabe, aber nur an Dienstagen und Freitagen und wenn die Sonne scheint. Manchmal wird auch einfach nur das kleine Patschefingerchen gegen die Scheibe gedrückt und man wird erwartungsvoll angeguckt. Und das sind noch die umgänglichen Kunden!
 Einmal ist es mir passiert, dass ich Gestalten bedienen musste, die aussahen, als hätten sie den Kostümfundus von 'Der König der Löwen' ausgeraubt und die englische Sprache dafür dort vergessen. So kam es, dass ich von drei dickbäuchigen Afrikanern angeschrien wurde. Der eine erzählte mir auf Suaheli was er gerne hätte und die anderen beiden riefen abwechselnd 'Coke Coke Coke' und 'Sprite Sprite Sprite'. Ein anderes Mal wollte ein Trio chinesischer Omas bestellen. Zuerst liefen sie 15 Minuten vor der Theke hin und her und schließlich schafften sie es drei Verkäuferinnen gleichzeitig zu beschäftigen, indem jede jeweils drei Kaffee und drei Stück Kuchen bestellten. Ihnen fiel dabei nicht auf, dass dort irgendwas nicht stimmen konnte- uns allerdings schon und die Schlange wurde immer länger, als den Dreien quasi pantomimisch erklärt werden musste, dass das irgendwie nicht sein konnte. Und überhaupt habe ich mir mehr als einmal die Frage gestellt, was mit den Leuten da draußen eigentlich nicht stimmt. Was geht in den Köpfen derer vor die ein Körnerbrötchen für 'nen Dollar bestellen und mit einem Hundert-Dollar-Schein bezahlen. Was denken die, die fünf Stück Zucker in ihren kleinen Kakao haben wollen und warum bestellt man sich seinen Cappuccino mit H-Milch nur um dann mit seinem Butter-Quark-Teilchen so richtig über die Stränge zu schlagen. Woran glauben diejenigen, die doch kein belegtes Brötchen wollen, weil wir leider nicht toasten und beleidigt abhauen? 
Alles in allem, war es ein ätzender Job, weswegen ich schon 14 Tage vor meinem Abflugtermin kündigte um meine letzten beiden Wochen Down Under genießen zu können. 

Alles ist über kurz oder lang irgendwann vorbei. Eine meiner Top drei Erkenntnisse aus Australien. 
Man begegnet Menschen, man besichtigt Orte und alles verändert sich plötzlich, man selbst, die Welt und wie man alles sieht. Doch ehe man realisiert, dass man überhaupt da war, ist aus dem Augenblick eine Erinnerung geworden. 
Die Erde dreht sich weiter, egal ob man bereit ist für einen neuen Tag oder nicht, das ist mir bewusst geworden in meinen letzten Wochen in Australien. 
Und dann war es tatsächlich vorbei und ich konnte nichts dagegen tun. 
Den Morgen meiner Abreise erlebte ich wie in Trance. Ich glaube, mein Körper hätten eine art Schutzschild aufgebaut, der mich daran hinderte die volle Tragweiteder Situation, in welcher ich mich befand vollständig zu erfassen. Ich schaffte es nur mich auf zwei Dinge zu konzentrieren: Hatte ich mein Zeug? & die Uhrzeit. 
Stundenlang (weil ich mir wie ein vorbildlicher und organisierter Mensch, den Wecker seeeeeehr früh gestellt hatte) lief ich wie ein Huhn auf Ecstasy durch unsere zugemüllte Wohnung, gab nur sinnfreies Zeug von mir, meist in Form von Selbstgesprächen und machte abwechselnd Rührei und bekam Nasenbluten. 
Es war alles komplett absurd. Die ganze Situation und überhaupt dass ich in wenigen Stunden Australien verlassen sollte. Schon in der Wohnung kamen mir die ersten Tränen, aber ich wusste, wenn ich jetzt einbrach, dann würde ich heute gar nichts mehr schaffen, also riss ich mich einigermaßen zusammen und beschränkte mich darauf, einen anderen Katalysator zu finden, um meine Anspannung loszuwerden. Ich regte mich geschlagene drei Stunden drüber auf, dass jemand meine Avocados erst entführt und dann gegessen hatte. Aber irgendwann half alles nichts mehr und ich musste los. Meine Mitbewohnerin Louiza brachte mich zum Bahnhof und dort war dann alles vorbei. Ich heulte Rotz und Wasser. Der Staudamm war gebrochen. Ich heulte nicht nur, weil ich so unglaublich traurig war, weil ich Australien auf unbestimmte Zeit nicht wieder sehen würde und weil es Heimat für mich geworden war. Ich heulte nicht nur weil mir viele Menschen ans Herz gewachsen waren und sie nun nicht mehr Teil meines Lebens sein würden. 
Nein. In diesem besonderen Augenblick, als sich die Türen meines des Zuges schließen und ich ein letztes Mal die Skyline Sydneys sah, die Central Station, Louiza die winkte und die Treppe herunter ging, wusste ich es. 
Australien war mein Traum gewesen. Und jetzt war es vorbei. Und als mir das bewusst wurde strömten alle Emotionen, die ich während der elf Monate gespürt hatte und alle Erinnerungen, die ich gemacht hatte auf mich ein und von denen gab es viel zu viele. Die Orte, die ich gesehen hatte und die Menschen, die mich stärker beeinflusst und verändert hatten, als es ihnen und mir bewusst  war. Und der einzige Weg, den mein Körper fand um mit dem ganzen Chaos in meinem Kopf klar zu kommen, war, es irgendwie heraus zulassen. So kam es, dass ich zur Hauptattraktion in einem Zugabteil voller Asiaten wurde, weil ich einfach mit der Situation, in welcher ich mich befand überhaupt nicht mehr klar kam und mich in einen Wasserfall verwandelte. 

Es überraschte mich aber, dass ich während meiner gesamten Rückreise nicht mehr weiter heulte. Ich wurde nur wieder emotional, als ich in Düsseldorf ankam. 

Jetzt bin ich schon seit einigen Wochen wieder zurück in Deutschland und irgendwie ist es immer noch so, als wäre ich gestern erst angekommen und nie weggewesen. 
Ich erwische mich oft dabei, wie ich irgendjemanden erzähle, egal ob er es hören will oder nicht, was in Australien anders war. 

Letzte Woche habe ich mich darin verloren, Satellitenbilder der Erde anzuschauen und irgendwie stieß ich auch 3D Aufnahmen von Sydney und nach fünf Minuten merkte ich, dass ich schon wieder angefing zu heulen. Ich glaube so wird das jetzt immer sein. Das Australien für mich ein Stück Heimat geworden ist. Zu viel habe ich dort erlebt und zu sehr haben mich diese elf Monate geprägt. 

Aber ich weiß, dass es noch ein bisschen dauern wird, bis ich wieder dorthin zurückkehren werde. Zuerst gibt es da noch einige andere Dinge, die ich erledigen muss. Zum Beispiel einmal Italien durchqueren bis nach Messina, Inselhopping in Griechenland, in Kambodscha auf einem Elefanten reiten, den Regenwald und den Tempelberg besuchen, dem der Cristo-Statue stehen und auf Rio hinabschauen und in New York ein Hot Dog essen. 

Denn eines kann wohl jeder, der das Abenteuer gewagt hat unterschreiben: 
Gegen Fernweh gibt es keine Medizin. 

Cheers, 

Anna