Wenn
ich mir daheim im kalten Deutschland vorgestellt habe, wie ich
Australien bereise, dann sah das Ganze ungefähr so aus:
• Entscheidung
treffen weiterzuziehen
• Sachen
packen
• weiterreisen
Rainbow Beach Sonnenuntergangn |
Sehr
simpel, sehr einfach. Was die ersten beiden Punkte betrifft, so hat
es sich bewahrheitet, nur die dritte Sache das 'Weiterreisen' hat
sich dann doch als aufwendiger herausgestellt, als ich dachte.
Wenn
es früher in die Mallorca-Pauschalurlaube mit Mama und Papa ging,
war die größte Herausforderung, das ganze Zeug (20 Tops, 7 Paar
Schuhe, etc..), was man halt U.N.B.E.D.I.N.G.T. brauchte, um zwei
Wochen zu überleben, strategisch klug im Koffer anzuordnen. Ging
dieser dann auch zu, war eigentlich die halbe Miete geschafft.
Hier
in Australien gehen dann die Schwierigkeiten gerade los, denn man ist
ja zu geizig, um Geld für öffentliche Verkehrsmittel geschweige
denn Taxis auszugeben und so kann es schon mal sein, dass man mit
seinem gesamten Hausstand eine Stunde lang am
heißesten Tag der Woche durch die Stadt tigert, alle 15 Minuten
eine Pause einlegen muss und nebenbei von Opas mit Rollatoren
überholt wird.
Hat
man es dann zum Flughafen oder Busterminal geschafft, geht der Spaß
erst richtig los. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die
Dame am Schalter mir jedes Mal erklärt, mein Koffer sei viiiiel zu
schwer. Wobei ich finde, dass 29 kg vollkommen im Rahmen sind.
Strategisches
Umpacken ist dann angesagt. So viele Klamotten wie möglich werden
angezogen und der Rest kommt ins Handgepäck, damit es irgendwie
gerade so passt. So viel zum Thema Reisen mit leichtem Gepäck. Hat
leider nicht ganz so geklappt und jedes Mal schwöre ich mir, bei der
nächsten Reise müssen zwei Hosen und drei T-Shirts reichen!
Aber
genug beschwert, der ganze Reisestress ist jedes Mal vergessen,
sobald man an einem neuen Ort ankommt. So auch in Noosa. Nach einer
Runde plantschen im Pool fühlten Saskia und ich uns wie neu
geboren und nahmen uns vor, die Tage, die wir noch in
Noosa verbringen würden mal effektiv zu nutzen, die Wanderschuhe
auszupacken und wie ein echter Abenteurer die Gegend zu erkunden.
Das
war der Plan.
Wirklich.
Aber
dann kam der Regen...
Zwei
Tage lang..
Die Ausläufer des 'Zyklönchens' machten uns einen Strich durch die Rechnung, dafür schafften wir es an unserem dritten Tag mal zum Strand und am vierten ging es surfen. 'Surfen', ne. Bei uns Anfängern ging es erstmal nur darum, überhaupt auf dem Board zum Stehen zu kommen und sich nicht von vornherein von der Welle im Schleudergang an den Strand spülen zu lassen. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich schon das Brett gegen den Kopf bekommen habe oder einen 'Nosedive' hingelegt habe (Definition Nosedive: Man hat sein Gewicht auf dem Board zu weit nach vorn verlagert, was zur Folge hat, dass man mit dem Brett nach vorne kippt und einmal von der Welle durchgenudelt wird).
Aber das alles ist es wert. Vor Australien hatte ich mir gesagt- Surfen? Niemals! Zu viele Haie und hohe Wellen sind echt sehr gefährlich und jetzt habe ich mich anstecken lassen. Man fühlt sich aber auch wie ein kleiner König, wenn man eine Welle sieht, sie tatsächlich bekommt und es bis zum Strand schafft ohne vom Board runterzufliegen.
An
diesem Tag war ich fast vier Stunden im Wasser und konnte nicht genug
bekommen.
In Noosa lernten Saskia und ich dann auch so ein paar Gestalten kennen. Wirklich die bescheuersten Typen die ich je getroffen habe.
In
unserem Hostel war nämlich eine Bar, wo sich abends halb Noosa traf.
Wir waren zwar an diesem Abend nicht dort (zu faul für irgendwas),
saßen aber draußen, als wir plötzlich von einem Dutzend Australier
umzingelt waren. Es gab keine Möglichkeit zur Flucht.
Schon
leicht einen im Tee erzählte dann ein Typ namens JJ Geschichten von
seinem 'Pet-Dolphin' und von seinem Talent als Surflehrer. Ich hörte
ihm geduldig zu, wurde dafür im Gegenzug mehr als einmal umarmt und
war ein bisschen überfordert von so viel Liebe.
Schließlich
überredeten sie uns noch, ihren Party-LKW zu begutachten, der
wirklich ganz schön beeindruckend war! Voll ausgestattet mit
Couches, Matratzen, Tischfußball, Motorroller und - um das Ganze
noch wohnlicher zu gestalten - einer Zimmerpflanze. Ich glaube
Australier haben eine bisschen andere Beziehung zu ihren Gewächsen,
denn in Deutschland habe ich es noch nicht erlebt, dass mir jemand
seine Zimmerpflanze namentlich vorgestellt hat, aber so kamen wir in
den Genuss, 'Pam- the Palmtree' kennen zu lernen. Es wurden auch noch
Geschichten über 'Vera- the Aloe Vera' erzählt, aber die hatte
leider nicht mehr reingepasst.
Und
irgendwann saßen Saskia und ich dann tatsächlich im Inneren eines
LKWs mit vier Australiern und einer Topfpalme namens Pam.
JJ,
der Surflehrer unseres Vertrauens hatte dann irgendwann die
glorreiche Idee, sich während der Fahrt auf die Vespa zu setzen, zum
Glück dachte der Gute daran sich einen Helm aufzusetzen, Sicherheit
geht schließlich vor, gell.
Und
dann saß er erstmal da. Auf einer Vespa. In einem LKW, prallte
abwechselt gegen den Tischfußball und die arme Pam und feierte sich
selber.
Ich
glaube, man muss dabei gewesen sein, um die Absurdität des ganzen
irgendwie nachvollziehen zu können. Später hielten wir dann noch an
einem Strand 'chillten' ein bisschen mit unseren neuen 'Mates', aber
irgendwann brachten sie uns zum Glück wieder ins Hostel und wir
konnten schlafen gehen!!!
Nach fünf Tagen in Noosa ging es dann weiter nach Rainbow Beach und hier ist wirklich tote Hose. Die einzig nennenswerten Ereignisse sind die drei Kakerlaken, die wir unter Einsatz unseres Lebens vernichtet haben und ein wirklich wunder-, wunderschöner Sonnenuntergang.
Nach
drei Nächten an diesem doch ziemlich verschlafenen Ort ging es dann
endlich los nach 'Fraser Island', der erste Höhepunkt unseres Trips.
Insgesamt
drei Tage und zwei Nächte verbrachten wir auf der größten
Sandinsel der Welt. Unsere Gruppe bestand aus 32 Menschen plus einem
Guide (Führer), aufgeteilt auf vier Autos.
Gruppenselfie Auto 4 |
Bevor
es losging, wurden wir über mögliche Gefahren durch Schlangen,
Spinnen und Dingos informiert. Ich war wieder in heller Panik, weil
es anscheinend normal war, dass schon mal eine Schlange auf den Wegen
rumliegt. Aber wieder ist für mich deutlich geworden, Australien ist
ungefährlicher, als man denkt. Ganze zwei Dingos bekamen wir zu
Gesicht und Schlangen sowie Spinnen ließen sich überhaupt nicht
blicken. Es war schon beeindruckend mit dem Auto an kilometerlangen
Stränden entlang zu fahren und auf Trampelpfaden durch den Urwald zu
marschieren um dann bei riesigen kristallklaren Seen zu landen.
Abends
ging es zum Zeltplatz, wo wir übernachteten. Fraser Island war
definitiv kein 5-Sterne-Urlaub, Essen war gerade genug für alle da
und kochen musste jedes 'Auto' (Acht Personen) auch selbst. Saskia
und ich tauschten auch erst einmal enttäuschte Blicke aus, als der
Guide erklärte, dass die ganze Veranstaltung keine
'All-You-Can-Eat-Party' sei.
Als
wir dann endlich kochen konnten, nach gefühlt
drei Stunden Wartezeit, weil wir die letzten waren, hatten irgendwelche Intelligenzbestien es geschafft, den Reis, der eigentlich für vier Gruppen gedacht war, komplett zu verbrauchen, sodass meine Gruppe das Hähnchen mit Toast essen durfte. Außerdem wurden Besteck und Teller aus unserer Box geklaut und wieder musste in Sachen Essen improvisiert werden. Besteck klauen war auf Fraser Island generell eine Art Volkssport. Am Ende mussten alle ihre Boxen komplett wieder abgeben sonst gab es Stress, deswegen waren Tassen die meistgestohlenen Objekte. Danach saß man entweder ums Lagerfeuer, besuchte den Campingplatz eigenen 'Nightclub' (offene Holzhütte mit lauter Musik und vielen bunten Lichtern) oder ging an den Strand.
drei Stunden Wartezeit, weil wir die letzten waren, hatten irgendwelche Intelligenzbestien es geschafft, den Reis, der eigentlich für vier Gruppen gedacht war, komplett zu verbrauchen, sodass meine Gruppe das Hähnchen mit Toast essen durfte. Außerdem wurden Besteck und Teller aus unserer Box geklaut und wieder musste in Sachen Essen improvisiert werden. Besteck klauen war auf Fraser Island generell eine Art Volkssport. Am Ende mussten alle ihre Boxen komplett wieder abgeben sonst gab es Stress, deswegen waren Tassen die meistgestohlenen Objekte. Danach saß man entweder ums Lagerfeuer, besuchte den Campingplatz eigenen 'Nightclub' (offene Holzhütte mit lauter Musik und vielen bunten Lichtern) oder ging an den Strand.
Dort
hatte ich ihn auch wieder, den 'Australien-Moment', einen Augenblick,
in dem ich plötzlich wieder völlig überwältigt wurde von der
Tatsache, dass ich wirklich in Australien bin, denn es ist eines der
besten Gefühle der Welt, nachts am Strand zu liegen und
Sternschnuppen zu zählen.
Die
drei Tage gingen wirklich sehr schnell vorbei und auf einmal waren
wir wieder in Rainbow Beach. Die nächste Etappe stand an, die
'Whitsundays'.
Unser Plan war eigentlich gewesen, unmittelbar nach Fraser Island den Nachtbus nach Airlie Beach zu nehmen, hat leider nicht so am Schnürchen geklappt, denn unser Bus war tutti completti ausgebucht. Wir hofften noch darauf, dass jemand in allerletzter Minute storniert hatte und wir doch noch mitfahren konnten. Klappte auch nicht. Und da waren wir nun, ohne Geld, ohne Hoffnung und ohne Schlafplatz. Vom Timing her war das ziemlich blöd, denn am nächsten Tag hatte ich Geburtstag und in meiner Vorstellung war der immer ein wenig anders abgelaufen. Ein bisschen Glück hatten wir dann doch, denn im Zimmer einer Freundin waren noch zwei Betten frei, die wir illegalerweise für die Nacht belegten.
Unser Plan war eigentlich gewesen, unmittelbar nach Fraser Island den Nachtbus nach Airlie Beach zu nehmen, hat leider nicht so am Schnürchen geklappt, denn unser Bus war tutti completti ausgebucht. Wir hofften noch darauf, dass jemand in allerletzter Minute storniert hatte und wir doch noch mitfahren konnten. Klappte auch nicht. Und da waren wir nun, ohne Geld, ohne Hoffnung und ohne Schlafplatz. Vom Timing her war das ziemlich blöd, denn am nächsten Tag hatte ich Geburtstag und in meiner Vorstellung war der immer ein wenig anders abgelaufen. Ein bisschen Glück hatten wir dann doch, denn im Zimmer einer Freundin waren noch zwei Betten frei, die wir illegalerweise für die Nacht belegten.
Meinen
Geburtstag verbrachte ich dann zum größten Teil damit, Bumerangs zu
bemalen und Pizza zu essen. In dem Nachtbus für diesen Tag war dann
auch noch ein Platz frei und so entschieden wir uns getrennt zu
fahren und hofften darauf, dass Saskia möglichst zeitnah nach Airlie
Beach nachkommen konnte. Und tatsächlich nahm sie am darauffolgenden
Tag den Bus, sodass mal zur Abwechslung alles funktionierte.
In Airlie Beach angekommen, wurde ich erstmal erschlagen - von der Luftfeuchtigkeit. Denn in 'Airlie' herrscht tropisches Klima und daran muss man sich erst gewöhnen. Ansonsten fand ich es wirklich schön. Vor allen Dingen, weil es sich von den Orten unterschieden hat, die ich vorher besucht hatte. Es ist relativ klein, voller Backpacker und sehr touristisch, aber das störte mich nicht. Beeindruckend war die Natur, die Airlie Beach umgab. Von drei Seiten aus waren wir von dichtbewaldeten Bergen umgeben, wie ein Dschungel und von einer Seite aus erstreckte sich der ungelogen kristallklare Ozean, den man aber aufgrund von super giftigen Quallen nicht betreten durfte.
Nach einigen Tagen in Airlie Beach startete dann unsere Segeltour in die Whitsundays, auf die wir uns von allen Touren am meisten gefreut haben. Bei $3 für Milch hatten wir rumgegeizt, uns aber dafür das teuerste Boot gegönnt. Dadurch, dass wir alle unsere Ausflüge und Hostelübernachtungen zusammen in einem Paket gebucht hatten, bekamen wir zwar auch eine ganze Menge Rabatt, aber der Preis, den wir letztendlich zahlen mussten, war schon ein ganz schönes Sümmchen. Insgesamt verbrachten wir mindestens fünf Stunden im Reisebüro und nötigten den armen Kerl dort alles dutzende Male umzuändern, um zu schauen, ob es noch irgendwie günstiger ginge. Saskia wollte unbedingt am Great Barrier Reef tauchen, ich wollte unbedingt nach Fraser Island. Wir überlegten also, ob wir nicht doch nur schnorcheln gehen und einen Tag weniger auf Fraser Iland verbringen sollten, um zu sparen. Schließlich fanden wir einen Kompromiss und einigten uns darauf, einfach alles zu machen und darüber bin ich im Endeffekt wirklich froh.
Besonders
für den 'Atlantic Clipper' (Name des Bootes) hat es sich gelohnt
etwas tiefer ins Portemonnaie zu schauen. Es waren wirklich einige
meiner schönsten Tage in Australien. Nicht nur die Landschaft war
paradiesisch, sondern wir waren auch eine gute Truppe an Bord und
hatten viel Spaß.
Leider
regnete es am ersten Morgen, gerade als wir den 'Whitehaven Beach'
besuchten, der - soweit ich informiert bin - mindestens in die Top-5
der schönsten Strände der Welt gehört. Statt in Top und kurzer
Hose sind also alle wie die Pinguine in ihren Wetsuits losgezogen,
was schon recht witzig aussah. Und trotz Regen und dunklem
Wolkenvorhang war ich beeindruckt, denn es war wirklich wunderschön. Nach ein bisschen Posen am Strand, damit man zuhause auch ein paar
Fotos vorweisen kann, ging es wieder zurück zum 'Clipper' um endlich
(!) zu essen. Und ich bekam auch direkt als erste, denn an Bord
herrschte die 'Ladies First-Regel'.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie cool die Crew war? Nein, wirklich und nicht nur wegen der Essensache, sondern auch im Allgemeinen sehr entspannt, eben typisch 'No-worries-howz-it-goin-mate-australisch' (Keine Sorgen, Alles klar bei dir?). Nachmittags ging es schnorcheln. Ich bin zwar schon öfters geschnorchelt, aber im Vergleich zu Australien besteht ein himmelweiter Unterschied. Damals auf Mallorca habe ich mich schon über einen Fisch gefreut - hier gab es hunderte, man war Teil des Schwarms und streckte wie ein Bescheuerter seine Hände in alle Richtungen, um so viele Fische wie möglich zu betatschen. Und da deren Langzeitgedächnis nur drei Sekunden hält, konnte man eine ziemlich lange Zeit so im Wasser verbringen.
Und
so war der erste ganze Tag schon fast vorbei, aber die Nacht stand ja
noch bevor. Anfangs lagen alle an Deck und schauten in den
Sternenhimmel oder beobachteten die Delfine neben unserem Boot, die
Fische jagten und später noch Haie anlockten. Später machten sich
dann alle bei diversen Spielen zum Affen. Es war echt witzig , aber
auf die Art
der Spiele will ich lieber nicht weiter eingehen, weil meine Oma das
hier auch liest. Sagen, es ging um vollen Körpereinsatz bei
Paartanz. Aber ich war glücklicherweise schon früh ausgeschieden.
Derjenige, der am allerschönsten tanzen konnte, wurde zum 'King of
the Clipper' gekrönt, was natürlich die totale Ehre ist, weswegen
alle Vollgas gaben.
Jacuzzi |
Nach
einiger Zeit bekam ich dann einen Krampf im Fuß und überlegte mir,
dass es doch vielleicht besser wäre wieder zum Boot zurückzukehren.
Dort wurde mein Fuß von einem Crew Mitglied professionell erst
versorgt, denn die Wunde war relativ tief.
Ich
versuchte mich erwachsen zu verhalten und nicht allzu sehr
herumzuheulen, als die Wunde desinfiziert wurde. Klappte gut.
Letztendlich mussten sich zwei Menschen um meinen Fuß kümmern, weil
ich nicht in der Lage war meine Zehen auseinander zu halten, damit
sie verbunden werden konnten. Dies war der Moment, in welchem ich
mich entschloss, definitiv an meiner Gelenkigkeit zu arbeiten.
Mittags ging es dann wieder zurück nach Airlie Beach und am nächsten morgen nahmen Saskia und ich den Bus nach Cairns. Am späten Abend erreichten wir dann die letzte Etappe unserer gemeinsamen Reise. Vollkommen erledigt blieben wir so wie wir waren an der Bushaltestelle sitzen. Wir wussten, dass wir uns irgendwann auf den Weg machen mussten, aber unsere Motivation mit unseren tausend Taschen bei 30° Celsius und 100% Luftfeuchtigkeit loszumarschieren belief sich auf Null.
Und
dann hatte Saskia die beste Idee aller Zeiten. Ein Wort:
Einkaufswagen. Wir bugsierten unseren kompletten Hausstaat hinein und
rollten dann ein bisschen durch die Stadt. Es ging so viel einfacher
und so kam ich das erste Mal gut gelaunt an einem Hostel an. Wir
hatten nur eine Nacht gebucht, weil wir am nächsten Tag versuchen
wollten in Marlens Hostel einen Job zu finden, um kostenlos zu
übernachten. Mit Marlen war ich einen Monat gereist, bevor wir uns
trennten, weil sie einen Farmjob gefunden hatte und ich in Sydney
bleiben wollte. Und jetzt waren wir beide in Cairns und ich freute
mich tierisch sie wieder zu sehen.
Whitehaven Beach |
Saskia und ich machten uns zu Fuß auf den Weg und brauchten eine halbe Ewigkeit um endlich unser Ziel zu erreichen, weil sich erstens das Hostel etwas außerhalb der City befand und zweitens, weil wir erst einmal selbstbewusst in die falsche Richtung gelaufen waren. Es war der schwülste Tag, den ich je erlebt hatte, die Sonne knallte uns unbarmherzig auf den Kopf, wir hatten kaum Wasser mitgenommen und irgendwann fingen wir ein klein wenig an zu halluzinieren und sahen Menschen, die gratis Red Bull Energydrinks verteilten und diverse Eiswagen.
Ich
hatte schon alle Hoffnung verloren, als wir dann tatsächlich das
Hostel fanden.
Marlen
und ich feierten Reunion (Wiedervereinigung), zwei Tage später
hatten Saskia und ich beide jeweils einen Job im Hostel und alle
hatten sich lieb.
Die
Sonne schien, der Himmel war blau und überhaupt war ich froh ein
bisschen länger als fünf Tage an einem Ort bleiben zu können und
nicht ständig meine Sachen packen zu müssen.
Alles
war gut, bis auf die Tatsache, dass ich vier Tage die Woche um 5:30
Uhr morgens aufstehen musste, um meinen Pflichten als 'Breakfast
Girl' nachzukommen, was hauptsächlich Toast toasten bedeutete.
Meine
zweite Schicht hätte ich glatt verschlafen, wäre ich nicht von
meinem 'Boss' geweckt worden. Dafür musste ich dann eine fette
Predigt über mich ergehen lassen, weil so etwas ja nicht passieren
darf. Natürlich war es gerechtfertigt und ich hatte Ärger
verdient, aber ich finde, dann hätte der gute Paul (Chef von alles)
auch ruhig mal meinen beiden lieben französischen Mitbewohnern die
Leviten lesen können. Die hatten ihre Hormone zum wiederholten Mal
nicht im Griff, was Auswirkungen auf mein Schlafpensum hatte.
Eigentlich
will ich nicht genau beschreiben, was dort abging, aber sagen wir die
beiden hatten eine, ehm naja, 'geschäftige' Nacht. Ich schlief in
einem der oberen Betten und fing in dieser Nacht auf einmal an, von
Segelbooten und starkem Seegang zu träumen. Es kam mir sehr
realistisch vor, bis ich dann plötzlich feststellen musste, upps
mein Bett bewegt sich ja wirklich. An Schlaf war ja irgendwie nicht
zu denken und ich wartete darauf, dass die Schlawiner unter mir
endlich fertig waren. Als das Bett dann wieder still stand, dachte
ich es wäre endlich vorbei, aber nein, zu früh gefreut, jetzt ging
es erst richtig los. Unter mir war es zwar nun ruhig, aber dafür
klopfte es an der Tür. Mein anderer Mitbewohner stand auf und
öffnete.
Draußen
stand eine Trulla, die nach einer Umarmung fragte. Umarmungen um halb
drei Uhr morgens? Kein Problem, wird alles toleriert! Was meine
Toleranzgrenze dann doch ein wenig überschreitet, ist, wenn sich
Personen mitten in der Nacht in meinem Zimmer einfach anfangen
auszuziehen, mit offensichtlichen Absichten versteht sich. Eins
führte zum anderen und diesmal wachte Saskia auch auf, als sie im
Takt unfreiwillig mitwippte.
Saskias Geburtstag |
Wir
schauten uns an und versuchten, uns mit einem Räuspern bemerkbar zu
machen - natürlich erfolglos.
Was
soll ich noch dazu sagen? Dieser letzte Abschnitt war bestimmt nicht
ganz jugendfrei, aber jeder Backpacker weiß, wovon ich rede und alle
die vorhaben für längere Zeit in Hostels zu leben sollten wissen,
dass genau so etwas auf sie zukommen wird, mit 99%iger
Wahrscheinlichkeit. Es ist alles andere als toll und wieder ein
gelungenes Beispiel für die Tatsache, dass man seine Roommates
meistens besser kennenlernt, als einem lieb ist.
Und
die Geschichten, die man nicht selber miterlebt, bekommt man erzählt.
Denn so ein Hostel ist die reinste Gerüchteküche. Ich fühlte mich
ein bisschen in meine Schulzeit zurückversetzt, aber wenn einen das
Ganze nicht betraf, war es ganz unterhaltsam. Denn wirklich jeder
Schritt den man unternahm, wurde weiter erzählt und meistens
komplett absurd analysiert. Wenn dann gefragt wurde, woher die
Information kam, hieß es immer nur, jaja 'Housekeeping' hat das und
das gesehen. Und alle machten mit. Aber ich habe es gefeiert.
Jetzt
ist meine Zeit in Cairns auch schon abgelaufen, aber es war wirklich
toll. Ein bisschen wie Mallorca. Abends sind alle ausgegangen, nachts
mit dem Drei-Uhr-Shuttlebus wieder zurück zum Hostel gefahren, um
dort dann die McDonalds-Fressalien zu vernichten und am nächsten Tag
bis 14:00 Uhr zu schlafen.
Aber
mittlerweile bin ich an einem Punkt, wo ich einfach nur einen
geregelten und vor
allem
gesunden Tagesrhythmus haben möchte und einen Job, denn wenn man
immer nur machen kann, was man will, macht das auch nicht glücklich!
Cheers,
Anna