Montag, 7. Oktober 2013

Brisbane 26.-30. September

Auch wenn es manche kaum glauben, ein Au Pair ist auch nur ein Mensch. Vielleicht etwas weiter unten in der natürlichen Rangordnung einer Familie (Kinder, Eltern, Meerschweine, Katze, Vogel, [...], ich..). Aber sie haben tatsächlich auch eigene Bedürfnisse und meines war Erholung. Einfach mal ein paar Tage nur für mich sein.

Und so fuhr ich statt mit in den Familienurlaub an die Gold Coast, kurzerhand alleine nach Brisbane.

Von Coffs Harbour waren es sechs Stunden mit dem Zug und ich entschied mich für eine Nachtfahrt damit ich die Zeit, die ich hatte nutzen und 4 volle Tage in Brisbane verbringen konnte. Gebucht war das 'Chillbackpackers' Hostel und ein 'Ten-Bed-Mixed-Room'. Diese ganze Reise war eine völlig neue Erfahrung für mich, besonders die Hostel-Sache...

Als der Zug schließlich um 7.00 am im Transit Centre Brisbane eintraf, war ich noch relativ fit, aber trotzdem froh endlich angekommen zu sein und freute mich auf ein Bett.

Alles so weit gut. Ich war da, wo ich hinwollte, hatte das Hostel gefunden. Es hat geklappt.
Eigentlich hätte ich da schon misstrauisch werden sollen, denn wenn ich irgendwas plane oder mache, geht immer irgendwas schief. Genau, es war noch kein Bett frei.. Der freundliche 'Chilldude' an der Rezeption erklärte mir, dass ich um 10.00 am nochmal vorbei schauen solle.

Und da war ich nun. Mein Körper sagte Bett, meine Haare sagten Dusche. Ich war zwar da aber konnte nix machen, außer mir eine Parkbank zu suchen und die Zeit tot zuschlagen. Und natürlich wurde es nicht 10.00 am sondern 11.00 am bis ich endlich ein Zimmer beziehen konnte.

120, erster Stock. Schon auf dem Flur war es unerträglich heiß und als ich dann mein Zimmer betrat, begrüßte mich erstmal ein tropen ähnliches Klima und eine Menge verbrauchter Luft. Außerdem stank es nach fünf Tage alter Sauna, Käsefüßen und dem Alkohol der letzten Nacht. Ich konnte nichts sehen also sagte ich erstmal einfach schwungvoll 'Hello'. Ich weiß nicht was ich erwartet hab, vielleicht eine Antwort, aber die acht Typen, die dem Raum sein Aroma verliehen, lagen einfach weiter komatös auf ihren Betten. Das einzige andere Mädchen im Zimmer, war zwar wach und sortierte irgendwas, aber 11.00 war anscheinend zu früh für irgendeine Reaktion ;).

Es war mir auch eigentlich egal, ich wollte einfach nur das einzig freie Bett beziehen und die Augen zu machen. Als ich wieder aufwachte, waren aus den acht Typen sechs geworden und die Klimaanlage funktionierte anscheinend auch wieder. Ich gönnte mir erstmal eine Dusche. Als ich den Raum wieder betrat, war das Mädchen wieder da. Diesmal wacher. wir unterhielten uns kurz. Ich erfuhr die wichtigsten Fakten. Sie hieß Claire und war aus Großbritannien, der Typ der im Bett über ihr schlief und sie reisten zusammen rum. Ich erfuhr, dass ich die einzige Deutsche im Raum war und auch mit meinen 18 Jahren mit Abstand die Jüngste. Und wieder lernte ich das alles anders wird, als man es erwartet.

Einigermaßen erfrischt machte ich mich auf die Socken um die Stadt zu erkunden. Wieder ohne Plan, denn ich war ehrlich gesagt zu faul mir tourimäßig eine Route auszudenken, damit ich auch ja alles sah. Ich wollte mich einfach treiben lassen. Stressfrei. Und so lief ich dann einfach mal munter drauf los. Als ich schließlich zum fünften Mal am selben Park vorbei kam, hatte ich dann die geniale Idee mir doch mal einen Stadtplan zu besorgen, um zu gucken wo ich eigentlich war...

Es war das erste Mal, dass ich eine australische erleben durfte und die unterscheiden sich wirklich von dem, was ich in Europa gewöhnt war. Zunächst gibt es nicht wirklich eine Altstadt wie wir sie kennen und mir ist ehrlich gesagt auch kein echtes Zentrum aufgefallen. Ansonsten ist Brisbane eine sehr moderne Stadt mit vielen Hochhäusern mit Glasfassaden, Parkanlagen und teilweise futuristischen Brücken. Aber das interessante ist, dass sich zwischen all den 'Skyscrapern' immer wieder kleine Kirchen und Häuser im Kolonialstil verstecken. Eine interessante Mischung.

Mitten durch die Stadt fließt der Brisbane River. Auf der einen Seite befindet sich die City und auf der anderen Seite der Stadtteil South Bank. Dies ist das Top Ausflugsziel, denn direkt am Ufer des Flusses befindet sich eine weitläufige [und sehr schöne] Parkalandschaft und der sogenannte 'City Beach', eine künstlich angelegte Lagune mit Sandstrand.

Brisbane hat wirklich viele schöne Ecken und am allerschönsten sind die Orte, wo es...
...saubere Toiletten
...Wasserspender
und freies Wifi gibt.

Da kann man dann wirklich mal länger bleiben und Pause machen. Und so hab ich dann den Tag vertrödelt. Einmal durch die City und South Bank gelatscht, mich von Wifi-Hotspot zu Wifi-Hotspot gehangelt (Australien hat Deutschland wirklich was voraus).

Am späten Nachmittag ging ich dann wieder ins Hostel zurück. Im Zimmer traf ich dann auf den Rastafari vom Bett gegen über. Er stellte sich als Marc vor und war auch sehr nett (nur nette Menschen hier). Er erklärte mir, dass grade oben auf dem Dach ein Gratis-BBQ stattfand und das er schnell hoch wollte bevor, alle Würstchen weg waren. Ich ging einfach mal mit, denn Gratis-Essen ist ja schon mal nichts Schlechtes.

Das Fleisch an sich schmeckte dann zwar nicht so geil, aber ich war unter Leuten. Nach ein paar Minuten Aufwärmzeit mir gegenüber, stellte sich die ganze Runde vor. Ich konnte mir keinen einzigen Namen merken. Aber das war anscheinend gar nicht so schlimm, wie mir später der erklärt wurde, denn 'Namen seien eh Schall und Rauch' und wenn ich von jemanden etwas wolle, reicht es ihn mit 'Hey Dude' oder 'Hey Love' anzureden. Definitiv praktisch.

Und so verbrachte ich dann meine Tage in Brisbane. Tagsüber in South Bank oder in der City und abends mit den Backpackern auf der Hostelterrasse. Ich erfuhr, dass die meisten der Leute im 'Chillbackpackers' eigentlich nur für ein paar Tage dort unterkommen wollten und nun mittlerweile schon seit mehreren Monaten dort rumgammelten, weil die Atmosphäre so entspannt und die Leute so nett waren. Es machte seinen Namen wirklich alle Ehre. Außerdem hatten die meisten auch eine ausgeklügelte Arbeitsvermeidungstrategie entwickelt und so pennten die meisten den Tag einfach durch und ließen sich dann abends erst, nach Sonnenuntergang auf der Terrasse blicken.

Zu der allgemeinen Entspannung trugen auch die zahlreichen Joints bei, die im 'Chillbackpackers' geraucht wurden. Es roch eigentlich immer irgendwo nach Gartenkräutern.

Jeden Abend saß man dann zusammen trank Bier oder Wein aus einer Pappschachtel, genannt 'Goon', der zwar scheußlich schmeckte und niemand genau wusste, welche Abfälle noch drin waren, der aber sehr billig war. Wer Lust hatte (oder einfach nur sehr betrunken war) konnte sich auch mal eben ein Tattoo stechen lassen, denn einer aus der Gruppe war Tätowierer und hatte seinen Koffer immer griffbereit. Die meisten entschieden sich für ein Tattoo auf ihrem Hintern und als Schriftzug lag der Lieblingsfußballclub ganz weit vorn.

Langsam gewöhnte ich mich daran mit neun wildfremden Menschen in einem Raum zu schlafen. Aber ich verließ morgens trotzdem so schnell wie möglich das Hostel und war froh wenn ich wieder kam und niemand sonst im Zimmer war. Privatsphäre olé!
Man lernt so zwangsläufig toleranter zu werden, denn ich war so mit Menschen umgeben, mit denen ich vorher wahrscheinlich nie in Kontakt gekommen wäre.
Da gab es einmal den bereits erwähnten Rastafari, der meistens erst um 7.00 Uhr morgens ins Zimmer kam und sich schlafen legte.
Dann gab es den Typ der aussah wie ein Hawaiianer, schnarchte wie ein Bär und glaube ich San Francisco hieß.
Und der Typ der entweder Spanier und Italiener war (hab ich nicht genau verstanden), mindestens Mitte 30 war , jeden Tag dasselbe batikte T-Shirt trug, sehr gerne redete und den es auch nicht störte, wenn sein gegenüber nur mit 'Yes' 'Aha' und 'Interesting' antwortete, weil man nichts verstand.
...
 So ein Hostel ist tatsächlich ein Sammelsurium an kuriosen Gestalten, aber alle sind freundlich und offen und es kommt nicht darauf an, wo du herkommst, wie alt du bist und was du so vorhast, denn keiner wird vorschnell in irgendeine Schublade gesteckt, was wirklich sehr erfrischend ist.

Als ich dann am Montag wieder abreiste, war ich auf der einen Seite froh, dass bald wieder mein eigenes Bett hatte, aber ich wäre auch gerne länger geblieben, denn vier Tage reichen nicht wirklich aus, um Menschen tatsächlich kennen zu lernen und vielleicht sogar noch Freundschaften zu schließen.


Anna









1 Kommentar:

  1. Da kommen direkt Erinnerungen hoch :D. Ich freue mich fuer dich xx Jana

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